Wie geht es weiter an den Aktienmärkten?

22. Oktober 2019

Wirtschaft und Anleger sind zunehmend in Moll gestimmt. Noch ist nicht ausgemacht, ob wirklich die dunkle Zeit des Zyklus anbricht oder ein Indian Summer bevorsteht.

 

(Bild: Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de)

 

Dieses Jahr hat schon viel gesehen: an den Aktienmärkten erst euphorische Stimmung, dann ein heftiger Einbruch im Juli, gefolgt von einer rasanten Erholung. Seit Jahresanfang steht unter dem Strich immer noch ein dickes Plus. Der Anleihenmarkt ist hingegen schon länger im Risiko-Modus. Anleger bewegen sich weg vom Risiko, hin zu sicheren Anleihen. So haben Bundesanleihen Allzeithoch, umgekehrt haben die Renditen ein Allzeittief erreicht. Und die Krisenwährung Gold ist auf den höchsten Stand seit sechs Jahren geklettert.

 

 

Vielfach herrscht eine gewisse Ratlosigkeit. Kommt jetzt der bitterkalte Winter, also eine handfeste Rezession, oder gibt es doch nur moderate Temperaturen in einem insgesamt freundlichen Umfeld? Letztlich gilt es, abzuwägen: auf der einen Seite die geopolitischen Risiken die Handelskonflikt, Brexit oder der USA-Iran-Konflikt mit dem Angriff auf Öl Produktionsanlagen in Saudi-Arabien. Auf der anderen Seite stehen die immer wieder aufkommenden Hoffnungen auf eine Einigung im Handelsstreit und bei anderen explosiv Themen sowie die geldpolitische Unterstützung durch die Notenbanken in den USA und Europa .

 

 

Derzeit sieht es nicht nach einem harten Ente und des Wirtschaftszyklus aus. Jedenfalls ist die Wirtschaft gemäß den Internationalen Währungsfonds IWF trotz Zoll Konflikten weit von einer Rezession entfernt. Die handelt Spannungen belasteten zwar das Wachstum, eine Einbruch zeichnen sich aber nicht ab .

 

US-Markt mit gemischten Perspektiven

 

Auch wenn die Prognosen global nicht schlecht sind-ausgemacht ist noch nichts. Am Aktienmarkt dürfte es aufgrund der vielen Probleme jedenfalls holprig, sprich volatil, bleiben. Mit Rückschlägen bleibt zu rechnen. Die USA bieten dabei ein zweigeteiltes Bild. Die Unternehmensgewinne haben sich in diesem Jahr noch gut entwickelt, zudem hilft die klare Unterstützung von Geldpolitik der Seite. Der Markt rechnet nun mit einem weiteren Zinsschritt in diesem Jahr. Gerade der Ausblick für die Technologie Werte, die den Ausblick an den Börsen wesentlich getragen haben, bereitet aber Sorgen.

 

Die Probleme in Europa sind größer: der schwächelnde Bankensektor, das Brexit-Gezerre, der Handelsstreit und die Konjunkturschwäche in China-für Europa so viel wichtiger als für die USA-dürften auch weiter auf den Märkten lasten. Auch die Sorgen um den italienischen Staatshaushalt sind noch nicht ausgestanden, trotz neue Regierung unter Ministerpräsident Giuseppe Conte.

 

 

 

Deutschland als neues Sorgenkind ?

 

Ausgerechnet Deutschland ist derzeit Europas schwächster Kandidat. Der ifo-Geschäftsklimaindex, als vielbeachteter Stimmungsindikator für die Deutsche Wirtschaft, ist von August 2018 bis August 2019 (fast) stetig zurückgegangen von 103,8 auf 94,3 Punkte. Mittlerweile findet er sich auf dem niedrigsten Stand seit der Eurokrise 2012. Die OECD hat ihre Wachstumsprognosen für Deutschland gerade von 0,7% auf 0,5% für 2019 gekappt, für 2020 wurde die Schätzung sogar auf 0,6% halbiert. Aber schlechte Stimmung in Deutschland und besonders bei den Großunternehmen hierzulande bedeutet nicht das Ende aller Anlagechancen in Deutschland und Europa.

 

Positivere Impulse in der derzeitigen Situation erhalten die in Emerging Markets, insbesondere die asiatischen Schwellenländer. Da die US-Notenbank die Zinsen wieder gesenkt hat, ist eine gute Nachricht für diese Länder, denn nun können auch die ihre Geldpolitik wieder lockern. Auf China lebte zwar der Handelskonflikt mit den USA, das Wachstum hat sich bereits abgeschwächt. Etwa ist die chinesische Industrie Produktion im August so langsam gewachsen wie seit über 17 Jahren nicht mehr. Dem stehen allerdings staatliche Konjunktur Anreize gegenüber. Eine Angesicht der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA jederzeit mögliche Einigung im Handelskonflikt zwischen den USA und China im Sinne eines Big Deal könnte zusätzliche Dynamik entfalten .

 

Aktien trumpfen auf als Langfristanlage

 

Anleger müssen also zwar wachsam bleiben und den Wetterbericht zu Handelsstreit, Brexit und Co im Auge behalten. Eine Verschärfung der geopolitischen Konflikte birgt Sprengstoff-ein glücklicher Ausgang aber auch die Chancen auf eine Jahresendrallye. In Aktienbereich ist die selektive Schwerpunktsetzung in der Allokation daher wichtiger denn je. Im Anlagebereich gibt es weiter schwierig aus, weltweit rentieren viele Staatsanleihen negativ. Anleihen werden von Investoren zu nehmen spekulativ mit Hoffnung auch Kursgewinne eingesetzt statt als langfristige Stabilisierunganker im ausgewogenen und defensiven Portfolios mit sicherem Zinseinkommen. Da ist ein ganz neues Bild, das aktivere Investment Entscheidung auch im Anlagebereich zur Notwendigkeit macht.

 

Langfrist orientierte Anleger können Rücksetzer aussetzen-und die über oder mithilfe aktive Allokation zum Einstieg nutzen. Nicht zu investieren ist dagegen keine Lösung. Denn wie der deutscher Fondsfachverband BVI gerade errechnet hat, lag die jährliche Rendite, die deutsche Privatanleger mit ihrem Geldvermögen Einfuhren, im Zeitraum 2010 bis 2017 nur noch bei 1,5%. In den Jahren 1996 bis 2003 waren es noch 3,9%, 2003 bis 2010 2,2%. Die Rendite für Aktien stieg in der Zeit aber von 1,8% über 6,7% auf 9,7%. Damit bestätigt sich auch in diesem schwierigen und volatilen Zeiten einmal mehr, was schon immer galt: für den langfristig orientierten Anlegers sind Aktien als Anlageklasse Trumpf.