„rocket science?“ – Der Blog von Klimafonds.de um Finanzwissen und Finanznachrichten leicht zu machen. Mehr über die Hintergründe gibt es hier.
😕 Was ist denn hier los?
Ausgerechnet die teilstaatliche Commerzbank war in großem Stil an der List beteiligt, mit dem Aktionäre und Banken jahrelang den Staat um mindestens eine Milliarde geschädigt haben. Möglich war das mit Cum-Cum Geschäften. Nachdem vor kurzem die großen Betrügereien mit Cum-Ex Geschäfte aufgeflogen waren, folgt jetzt die zweite Runde, mit der der Staat von den Banken um weitere Millionen betrogen worden ist.

💡 Was bedeutet das?
Die Commerzbank wurde in der Finanzkrise mit 18,2 Milliarden vom deutschen Steuerzahler gerettet, das verleiht der Veröffenlichung des Bayerischen Rundfunks eine besonders pikante Note.
Cum-Cum Geschäfte auch Dividendenstripping genannt funktionieren so:
Kurz vor der Auszahlung der Dividende (so etwas ähnliches wie Zins auf Aktien) durch deutsche Firmen verleihen ausländische Aktionäre z.B. Blackrock, ihre Aktien an hiesige Banken. Steuern müssen alle Aktionäre auf die Dividenden bezahlen, aber inländische Eigentümer bekommen über die Steuerhöhe eine Gutschrift, ausländische Aktionäre aber nur für einen Teil. Nach der Auszahlung der Dividende geben die deutschen Banken die Aktien an den eigentlichen Besitzer, also den ausländischen Investor, zurück.
Ein gutes Geschäft für alle, nur nicht für den deutschen Staat. Der zahlt drauf.
😉 Warum sollte es mich kümmern?
Glücklicherweise schlafen die Steuerfahnder nicht mehr wenn sie auf solche Deals stoßen. In Frankfurt dem deutschen Finanzplatz, spezialisieren sich Staatsanwälte auf diverse Steuervermeidungstricks. Für den Steuerzahler könnte das bedeuten, dass die Banken die zu unrecht erhaltene Steuervergünstigung zurückzahlen müssen. Manche Bank wird den ausländischen Kunden in Regress nehmen wollen. Wahrscheinlich wird das aber nicht gehen, weil sich die international tätigen Großinvestoren abgesichert haben. Für die Banken wäre es jetzt am besten, wenn sie die krummen Geschäfte freiwillig bereinigen würden. Dann sparen sie sich wenigstens die Prozesskosten.
➡ Für Euch persönlich:
Wenn zu Unrecht erhaltene Steuervergünstigungen zurückgezahlt werden müssen, beschert das dem Fiskus Einnahmen. Diese sind für die Gesellschaft besonders wichtig, haben wir doch genügend Ausgaben für Soziales, Bildung, Infrastruktur und vieles mehr.
Solltet Ihr Bankaktien haben, etwa von der Commerzbank, Deutsche Bank oder anderen, so ist es keine gute Nachricht. Rückstellungen für Prozesskosten, Strafzahlungen und Steuerrückerstattungen müssen gebildet werden und reduzieren den Gewinn. Rückläufige Gewinne sind meist nicht gut für steigende Aktienkurse.
Für klimafreundliche Anlagen:
Wenn Ihr Eure Ansparung schon klimafreundlich tätigt, dann führt doch Eurer Girokonto auch bei einer fairen Bank. Zu Unrecht durchgeführte Steuertricks, die uns als Gesellschaft schaden, gibt es bei Grünes Geld, GLS Bank, Umweltbank, Ethikbank oder der Triodos Bank wahrscheinlich nicht.