7 Punkte die jeder über die Währungsreform am 20. Juni 1948 wissen sollte
Zusammenfassung: Heute vor 70 Jahren gab es die Währungreform in Deutschland. Die enormen Kriegsschulden wurden durch einen Schuldenschnitt von 93,5 Prozent von den Sparern getragen. Aktienbesitzer und Sachwertbesitzer kamen ohne Verluste davon.
Wie das Handelsblatt schreibt ist von einem Tag auf den anderen vor genau 70 Jahren der Deutsche vom Bittsteller und Bezugsmarkenkäufer zum umworbenen Kunden und D-Mark-Besitzer geworden. Eine rasante Entwicklung in Deutschland begann. Doch viele weitreichende Entscheidungen wurden damit getroffen, die zum einen Auswirkungen auf unsere heutige Bundesrepublik haben aber auch viele Lehren für Geldanleger bereit halten.
Ich habe 7 Punkte zusammen gestellt, die jeder über die wohl wichtigste Entscheidung zur Ordnung der Gesellschaft nach dem 2. Weltkrieg wissen sollte.
1.) Was war die Währungsreform eigentlich genau?
Am 20. Juni 1948 wurde die Reichsmark (und die 1:1 notierende Rentenmark) als Zahlungsmittel in den drei westlichen Besatzungszonen, also der späteren Bundesrepublik Deutschland, durch die D-Mark abgelöst.
Für 100 Reichsmark erhielt man 6,50 D-Mark. Zusätzlich gab es ein sogenanntes Kopfgeld als Geschenk des Staates. Es betrug 40 D-Mark für Haushalts-Vorstände. Einen Monat später wurde jeder natürlichen Person 20 D-Mark ausgezahlt.
2.) Ludwig Ehrhard zog bereits die Strippen
Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen ist Ludwig Ehrhard der Vater des Wirschaftswunders, denn er war in den Wirtschaftswunderjahren von 1949 bis 1963 in der Regierung als Wirtschaftsminister tätig. Danach war er von 1963 bis 1966 der 2. bundesdeutsche Kanzler.
Doch Ehrhard war schon zuvor aktiv. Nach dem Zusammenbruch des NS-Reichs wurde klar, dass die Allierten keinen Masterplan zum Wiederaufbau der Zentralmacht in Europa hatten. So teilten im November 1947 Finanzoffiziere der „Sonderstelle Geld und Kredit“ mit, dass „…die Währungsreform an die deutschen Verhältnisse angepasst werden muss…“. Diese Sonderstelle war das deutsche Währungsreformgremium mit Ihrem Leiter: Ludwig Ehrhard.
3.) Wieso gab es eine Währungsreform?
Es war letztlich die Rechnung für den 2. Weltkrieg und die durch ihn verursachten Kosten. Dabei waren ab 1942 die Warnungen Experten nicht mehr zu überhören. Im Februar 1945 teilte der damalige Finanzminister Schwerin von Krosigk seinem Reichskanzler Adolf Hitler mit, dass eine Steigerung des Notendrucks schon rein technisch kaum noch möglich wäre. Die Geldpresse war an Ihrer Kapazitätsgrenze.
Der 2. Weltkrieg ließ die Reichsschuld von 48 Mrd. Mark auf 450 Mrd. Mark, also das 5fache des Bruttosozialproduktes des Jahres 1943/1944, steigen. Das heutige Italien ist mit eines 1,3fachen Staatsverschuldung damit noch harmlos unterwegs.
Normalerweise würde bei einer solchen Schuldenexplosion auch die Inflation ansteigen, da immer mehr Geld im Kreislauf ist. Aber der Lohnstopp verhinderte das zunächst. Natürlich schwelte das Risiko im Hintergrund immer weiter und löste schließlich die Währungsunion aus.
4.) Gab es Alternativen zur Währungsreform 1948?
Während die Währungsreform im Rückblick als gelungen gilt gab es im Vorfeld hinter den Kulissen größte Diskussionen.
Die Amerikaner hatten keinen vorgefertigen Plan, bevorzugten mit dem Colm-Dodge-Goldsmith-Plan als wichtigsten Prüfstein der Neuordnung die gerechte Verteilung der durch den Krieg und seine Folgen verursachten Verluste. Sachbesitz über 1.000 D-Mark sollte mit eine Hypothek von 50 Prozent des Vermögens belastet werden.
Verbleibender Besitz sollte mit einer bis zu 90-prozentigen Vermögenszuwachsabgabe belegt werden. Damit wäre Deutschland revolutioniert worden. Doch die Unterstützung aus Washington war zu gering um den Vorschlag gegen den massiven Widerstand der Briten durchzusetzen. Diese wollten den Geldschnitt ohne Umverteilung von oben nach unten.
Für die Deutschen um Ehrhard und für die Briten war klar, dass Veränderungen an der Besitzstruktur verhindert werden sollten.
5.) Welche Vorlaufzeit für die Währungsreform gab es?
Seit 1943 wurde auf eine Währungsneuordnung hin gearbeitet. Bereits seit der Stalingrad-Niederlage am 2. Februar 1942 war den Führungskreisen, so auch Ludwig Ehrhard und seinem Bruder im Geiste, dem Vizestaatssekretär und starken Mann im Wirtschaftsministerium, Otto Ohlendorf, klar, dass nicht mehr als ein „Straffrieden á la Versailles“ möglich wäre.
Beide – Ohlendorf als Vizestaatssekretär und Ehrhard als Leiter des kleinen Instituts für Industrieforschung, intensiv mit Problemen, die beim Übergang der Kriegs- zur Friedenswirtschaft entstehen würden. Besonders um die Währungsneuordnung ging es Ehrhard.
Für Ehrhard war klar, dass der Wiederaufbau „unter Führung und Initiative des Unternehmertums“ erfolgen müsse.
Natürlich waren solche Planungen per Führer-Befehl in den Kriegsjahren verboten. Eine wirkliche Gefahr ging für Ohlendorf aber nicht aus, denn der Reichsführer der SS, Henrich Himmler, hielt seine schützende Hand über ihn. Auch Himmler war an ordnungspolitischen Gegenentwürfen interessiert.
Von 20. April 1948 bis 8. Juni 1948 wurden die Gesetze zur Währungsreform formuliert. Die Geldscheine im Nennwert von 5,7 Mrd. D-Mark waren zu diesem Zeitpunkt schon gedruckt.
6.) Was wurde aus den Köpfen der Währungsreform?
Die weitere Geschichte Ludwig Ehrhards ist den meinsten bekannt: Als der Dicke mit Zigarre wurde Ehrhard die Ikone des deutschen Wirtschaftswunders, Wirtschaftsminister und sogar – allerdings glückloser – Kanzler.
Ehrhards Kompagnon Otto Ohlendorf war zu Nazi-Zeiten Chef des Sicherheitsdienstes Inland (SI) und Leiter der berüchtigten Einsatzgruppe D und damit verantwortlich für die Ermordung von 90.000 Zivilisten. Er wurde in den Kriegsverbrecherprozessen von Nürnberg 1948 zu Tode verurteilt und 1951, trotz Gnadengesuch, hingerichtet.
7.) Kleine Sparer verloren fast alles, Aktien- und Sachwertbesitzer fast nichts
Die Wurzel für die oft als unausgewogen bezeichnete Vermögensverteilung in Deutschland liegt im 20. Juni 1948 begründet. Denn während Sparer fast alles verlorgen, ging der Währungsschnitt an Aktionären und Sachwertbesitzern praktisch vollkommen vorbei.
Wie oben erwähnt gabe es für 100 Reichsmarkt 6,50 D-Mark, also ein Verlust von 93,50 Prozent.
Doch die Vermögensabgabe für Aktien- und Immobilienbesitzer war rein optischer Natur und wurde nur aus Gründen der „sozialen Optik“ durchgeführt.
Das Lastenausgleichsgesetz von 1952 sah vor, dass auf die Unternehmen und Immobilien 50 Prozent zu zahlen seien – allerdings auf 30 Jahre gestreckt und damit inflatorisch entwertet. Wie Volkswirt Reinhold Schilling errechnete erreichte diese Abgabe pro Jahr maximal 1,7 Prozent des Vermögenswertes. Das konnt gut aus dem Vermögenszuwachs der Wirtschaftswunderjahre bestritten werden.
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Gerd Junker ist Co-Gründer und Geschäftsführer von klimafonds.de. Gerd Junker: „Wir leben was wir tun! Und das ist ganz einfach, denn der doppelte Nutzen von grünen Geldanlagen ist überzeugend – die Welt verbessern und Rendite erhalten.“ Mehr zu ihm auf Xing und Facebook. |